Schutz-Wischiwaschi
Die Artenschutzkonferenz COP 16 der Vereinten Nationen in Kolumbien ist zu Ende gegangen – mit einem Wischiwaschi-Ergebnis, wie ich finde. Denn die kniffligste Frage bleibt ungelöst: Wer bezahlt?
Als Erfolg wird gefeiert, dass Unternehmen, die beispielsweise Pflanzen und Tiere aus Entwicklungsländern zur Herstellung von Medikamenten und Kosmetika nutzen, einen Obulus zum Naturschutz leisten sollen. Von 0,1 Prozent des Umsatzes oder einem Prozent des Gewinns, die in einen Fonds fließen sollen, ist die Rede. Keine schlechte Zahl – aber völlig unverbindlich. Denn die Einigung ist für die Unternehmen lediglich eine Empfehlung.
Darüber, wie etwa die Staaten des reichen Nordens den Naturschutz im ärmeren Süden finanziell unterstützen können, gab es keine Einigung. Dabei ist dies der Knackpunkt. Länder wie Kolumbien, Brasilien, Peru und Bolivien, auf deren Territorium der überaus artenreiche Amazonas-Urwald liegt, werden dieses riesige Gebiet niemals aus eigener Kraft schützen können. Das geht nur, wenn die ganze Welt Naturschutz als staatenübergreifende Angelegenheit ansieht. In Kanada, wo vor zwei Jahren die COP 15 stattgefunden hat, hatte man sich darauf geeinigt, dass 30 Prozent der Landes- und Ozeanflächen geschützt werden müssen. In den dicht besiedelten Ländern Europas ist diese Zahl relativ illusorisch. Aber dass beispielsweise Deutschland dennoch weltweit seinen Teil dazu beiträgt, indem es eine Art finanzielle Patenschaft für ein Stück Urwald übernimmt, wäre eine tolle Kompensation. Partner vor Ort stehen bei den indigenen Völkern bereit, das hat die Konferenz gezeigt. Braucht es nur noch die Zusage von Mitteln in vernünftiger Höhe – und zwar verbindlich.
Aber auch innerhalb Deutschlands muss etwas geschehen. Denn der „Faktencheck Artenvielfalt“, im September 2024 von 145 Fachleuten veröffentlicht und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert, kam zu einem bestürzenden Ergebnis: Ein Drittel aller Tier- und Pflanzenarten in Deutschland sind bestandsgefährdet, 60 Prozent der Lebensräume sind in schlechtem oder unzureichendem Zustand. Dennoch konnte Deutschland zur COP 16 keine Biodiversitätsstrategie vorlegen, obwohl dies eigentlich gefordert war. Derzeit wird ein Aktionsplan in den Ministerien abgestimmt. Aber der Amtsschimmel ist kein Rennpferd, bis zur Verabschiedung kann es dauern, zumal beim Zustand der derzeitigen Regierung. Und das kann fatal sein. Schließlich, so schätzt etwa Greenpeace, sterben jeden Tag 130 bis 150 Arten – von kleinen Moosen bis zu schweren Meeressäugern.
Übrigens: Das Foto zeigt einen Bergmolch. Er wurde von seinem Stammgewässer in der Hüttruper Heide in Greven umgesiedelt in einen neu angelegten Teich, als der Autobahnzubringer vom Flughafen Münster-Osnabrück gebaut wurde. Einen interessanten Beitrag zum Thema gibt es unter www.tagesschau.de/wissen/klima/biodiversitaet-wert-100.html